Wie ich das warten lernte

Harre des HERRN! Sei getrost und unverzagt und harre des HERRN! Psalm 27; 14


Dieser Vers ist bei mir in der Bibel fett unterstrichen und hat ein Datum dabei: Sonntag, 4. März 2018.


Anfang 2018.
Man kann sagen, es war einer der dunkelsten Zeiten meines Lebens. Mein Leben, meine Zukunft, meine Pläne, alles, was ich mir in meinem Kopf so schön aufgebaut habe, ist in einem Moment komplett zusammengebrochen.
Ich lag im Bett, unfähig mich zu bewegen, unfähig zu glauben. Ich war enttäuscht. Von den Leuten, und auch von Gott. Ich habe mich von Ihm betrogen gefühlt.


Ich, die Ihm immer treu nachgefolgt ist, habe ich nicht mehr verdient? Habe ich nicht verdient, dass ER mich reichlich segnet und meine Träume in Erfüllung gehen lässt?
Ich war bereit die Gemeinde zu verlassen, Gott zu verlassen. Jesus, wenn ER für mich nichts Gutes im Sinn hat, dann brauche ich Ihn nicht. Ich werde in der Welt glücklicher als bei Ihm... Das waren meine Gedanken. Ich hatte Angst. Große Angst. Ich wusste, wenn ich jetzt weggehe, wird der Weg zurück zu Ihm kein leichter und vielleicht werde ich Ihn auch nie wieder finden.


Beten konnte ich nicht, dafür hatte ich keine Worte. Ich stand auf meinen Knien, unfähig ein Wort über meine Lippen zu bringen.
Zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich nicht am Abendmahl teilnehmen. Ich hatte keinen Frieden im Herzen.


Ich musste raus aus meinem Umfeld. Ich bin also nach Irland gezogen, der Ort, an dem mein Herz schon einmal Frieden mit Gott geschlossen hat und wo ich Jesus gefunden habe. „Vielleicht wird Er das Gleiche wieder für mich tun", dachte ich bei mir.


Die ersten Wochen waren hart. Ich war jetzt alleine mit meinen Gedanken. Ich konnte nachts nicht schlafen, musste aber morgens früh aufstehen um zur Arbeit zu gehen.
Eines Nachts als ich da so dalag, gab mir jemand den Rat, Melatonin zu schlucken, das soll beruhigen und beim Einschlafen helfen.
Ich nahm es also und hatte daraufhin die schlimmste Nacht meines Lebens. Ich wollte nicht mehr leben. Wir lebten damals am Meer, 5 Minuten vom Ozean entfernt und ich beschloss die Klippen runterzuspringen. Das Lebens hatte für mich keinen Sinn mehr. Ohne Jesus wollte ich nicht leben und doch, zurück zu Ihm konnte ich auch nicht. Er hatte mich enttäuscht. Hat mir nicht das gegeben, was ich von Ihm erwartet habe und ja - was ich auch verdient hätte als ‚vorbildliche‘ Christin.
Erschrocken von meinen Gedanken, fiel ich auf meine Knie.
„Bitte Gott, du siehst doch, dass ich dich brauche. Wo bist du denn? Jetzt wo ich dich brauche... Ich kann ohne dich nicht leben aber du schweigst. Du siehst meine Gedanken, wenn du jetzt nicht zu mir redest, sehe ich keinen anderen Ausweg, als...“.
Ich schlage die Bibel auf und lande beim Psalm 27.


„HERR, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und erhöre mich!
Mein Herz hält dir vor dein Wort: „Ihr sollt mich suchen.“ Darum suche ich auch, HERR dein Antlitz. Verbirg dein Antlitz nicht vor mir und verstoße nicht im Zorn deinen Knecht; denn du bist meine Hilfe. Laß mich nicht und tue nicht von mir die Hand ab, Gott mein Heil!
Denn mein Vater und meine Mutter verlassen mich; aber der HERR nimmt mich auf...(...)...Ich glaube aber doch, das ich sehen werde das Gute des HERRN im Lande der Lebendigen. Harre des HERRN! Sei getrost und unverzagt und harre des HERRN!“

Die Worte sind Balsam auf meiner Seele. Ich stehe auf den Knien und Tränen laufen über mein Gesicht. Die Worte verschwimmen. Ich kann nichts mehr sehen.


„Ich glaube aber doch, das ich sehen werde das Gute des Herrn im Lande der Lebendigen. Harre des HERRN! Sei getrost und unverzagt und harre des HERRN!“


Gott hat geredet. Er ist jetzt im Zimmer neben mir, nimmt mich in den Arm und sagt, dass gute Zeiten kommen werden. Alles war ich tun muss, ist ihm zu vertrauen und einfach auf Ihn zu warten.
In der schlimmsten Nacht meines Lebens, war Jesus da und hat gesprochen.
Das war der Startpunkt meines Neuanfangs mit Gott. Ich war bereit zu warten. Ich werde auf Ihn harren.


Ein paar Tage später lese ich die Packungsbeilage des Melatonins und lese, dass Depressionen und Suizidgedanken eine Nebenwirkung sein können.
Ich nahm mir vor, es nie wieder zu nehmen. Ich kann nicht sagen, dass von dem Moment an alles wieder aufwärts ging. Es war ein langer Weg dahin. Aber ich habe Gott kennengelernt wie noch nie in meinem Leben.


Immer wenn ich angefangen haben zu zweifeln, wenn es mir schlecht ging, wenn ich mein Bett vollgeheult habe und die Taschentücher sich neben meinem Bett gestapelt haben, war da plötzlich dieser Vers der überall aufgetaucht ist.
Durch Karten die ich von Freunden bekommen habe, durch Wandbilder, auf denen der Vers gedruckt war. Immer und immer wieder hat Gott durch diesen Vers zu mir gesprochen. Ich soll einfach Harren! Warten! Er wird es wohl machen.

Jetzt, vier Jahre später, blicke ich zurück und weiß: Gott hat sein Wort gehalten. Er hat es nicht nur wohl gemacht, sondern so viel viel besser als ich es mir je hätte denken können.
Er hat mich rausgeführt aus dem „Tal der Todesschatten“ und hat mir ein neues Leben geschenkt. Er wusste was ich brauche und hat es mir geschenkt, aus seiner großen Gnade heraus.
Ich musste zerbrechen um herauszufinden wer Gott wirklich ist. Ihn als Arzt kennenzulernen, als treuen Freund und meinen persönlichen Erretter.
Als ich untreu war, war Er doch treu und hat mich durch die schlimmsten Nächte meines Lebens begleitet.


Und vielleicht musst du es auch heute lesen:


„Harre des HERRN! Sei getrost und unverzagt und harre des HERRN!“

Es lohnt sich. Immer.